(Wolfach) Am Montag, den 22. August 2022, erhielt die Grünen-Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Sandra Boser MdL Einblicke in die ambulante Pflege. Bei ihrem Besuch von „Pflege mobil an Wolf und Kinzig“ tauschte sich die Landtagsabgeordnete mit Geschäftsführer Frank Urbat, dessen Frau Claudia und Tochter Ronja sowie Sven Schumacher (vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. , kurz bpa) über aktuelle Themen aus. Neben der Vorstellung der Räumlichkeiten und der Arbeit ging es schwerpunktmäßig über die Überregulierung in der Pflege, Impfpflicht und Fachkräftegewinnung.
2004 hat Frank Urbat sein Einzelunternehmen „Pflege mobil an Wolf und Kinzig“ gegründet und leitet dieses mit viel Herzblut und Leidenschaft. Er selbst ist sowohl in der praktischen Pflege als auch im Managementbereich tätig. „Für mich ist die Zufriedenheit der Klienten wichtig“, betonte Urbat und erklärte, dass er noch lang in seinem Beruf arbeiten möchte. Jedoch gab Urbat mit, dass die Bürokratie immer weiter zunehme. Um alles zu schaffen, arbeite er derzeit sieben Tage die Woche oftmals bis spät in den Abend.
Mit einem guten Team kann man viel leisten, weiß Urbat. So gebe es bei ihm keine befristeten Arbeitsverträge und auch das Thema Schwangerschaft stelle bei der Einstellung kein Problem dar. „Ich habe bei mir keine Fluktuation an Arbeitskräften, mich erreichen sogar Initiativbewerbungen“, äußerte Urbat, der seine Mitarbeitenden sogar über Landestarif bezahle.
Sven Schuhmacher brachte zum Thema Fachkräftegewinnung ein, das die politischen Maßnahmen bisher nicht ausreichen, um weitere Pflegefachkräfte zu gewinnen. Baden-Württemberg habe aber schon einiges getan, so habe die Altenpflegeausbildungsumlage das Personal steigen lassen. Auch gab er mit, dass die Bezahlung der Pflegekräfte in den letzten Jahren gestiegen sei und die Auszubildendengehälter in der Pflege oft über anderen Azubi-Gehälter läge. Weiter wären auch Sprachkurse wichtige Begleitmaßnahmen, um ausländische Fachkräfte zu gewinnen, teilte Boser mit.
Um weiter für die Attraktivität des Pflegeberufes zu werben, sind laut Boser auch Sozialpraktikas in den Schulen gut. Für ein verpflichtendes Jahr für die Gesellschaft, das unter anderem auch im sozialen Bereich geleistet werden könnte, sprach sich Claudia Urbat aus.
Urbat wies auf die jährliche Kontrolle durch den Medizinischen Dienst (MDK) hin, die viel Zeit in Anspruch nehme und belastend sei. Hier wäre der Wunsch, dass bei sehr gutem Abschneiden die Prüfungsabstände auf drei Jahre, wie ursprünglich, verlängert werden sollten. Sandra Boser gab mit, dass die jährliche Prüfung für den Erhalt der Kontinuität und Qualität in der Pflege wichtig sei. Weiter sagte Boser, dass es kein Misstrauen gegenüber den ambulanten Pflegediensten gäbe. Eher im Gegenteil, die ambulanten Pflegedienste seien ein wichtiger Teil in unserem Pflegesystem. Aber die Politik lege Wert darauf, dass man wisse, dass die Pflege qualitativ gut sei, so Boser.
Ganz kurz angerissen wurde noch der Punkt Barrierefreiheit. „Es ist wichtig, jetzt schon barrierefreies Bauen und Wohnen voranzubringen“, betonte Urbat. Die Landtagsabgeordnete Sandra Boser MdL berichtete, dass im öffentlichen Bereich bereits barrierefrei gebaut werden müsse. Abschließend gab Urbat zu bedenken, dass unsere Gesellschaft immer älter werde. Zukünftig gäbe es weniger Pflegekräfte und die Kosten für eine Pflegekraft würden steigen.
Sandra Boser bedankte sich für den offenen und informativen Austausch mit Frank Urbat, der 2021 als "Ehrenamtsfreundlicher Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz" ausgezeichnet wurde.
Bild v.l.n.r.:
Sven Schuhmacher, Frank Urbat, Claudia Urbat, Ronja Urbat, Sandra Boser MdL