Am 04.04.2022 besuchte die örtliche Grüne Landtagsabgeordnete Sandra Boser MdL und Staatssekretärin im Kultusministerium die Gemeinde Schwanau, um sich mit Bürgermeister Wolfgang Brucker zu aktuellen Themen auszutauschen. Im Anschluss lud Bürgermeister Brucker in die Bärbel-von-Ottenheim-Gemeinschaftschule ein, die dieses Jahr ihr 10jähriges Jubiläum feiert.
Bürgermeister Brucker eröffnete den Austausch im Bürgersaal mit Informationen zur Lage der Geflüchteten aus der Ukraine vor Ort: „Wir bekommen es gut hin in Schwanau. Bisher haben wir 60 Flüchtlinge aufgenommen. Wir stellen aber fest, dass immer wieder geflüchtete Menschen an der Registrierung vorbeikommen. Die Registrierung ist für unsere Wohnraumplanung unbedingt wichtig. Gerade bei der privaten Unterbringung gibt es Unsicherheiten, was Umfang und Länge der Aufenthalte betrifft. Eine schnelle kommunale Wohnraumbeschaffung geht nur über die Bereitstellung von Containern. Die Gemeinde plant zusätzlich ein Haus in Stand zu setzen, der Umbau benötigt aber Zeit. Für die Anschlussunterbringung von geflüchteten Menschen ist in jedem Fall die Gemeinde zuständig. Wir gehen momentan von einem Zeitraum von 3-5 Jahren für die Unterbringung aus.“
Sandra Boser MdL pflichtete dem Bürgermeister bei: „Planungssicherheit ist jetzt wichtig. Welche Einrichtungen brauchen Hilfe, wie lange bleiben die Familien bei uns, wie viele Kinder brauchen Plätze in Schulen und Kitas? Darum ist für uns im Kultusministerium die Registrierung ebenfalls ein großes Anliegen, um den Bedarf in den Schulen planen zu können. Da benötigen wir auch die Rückmeldung der Schulen und Gemeinden. Aktuell sind im Land insgesamt 5.586 Schüler:innen registriert.“
Die Ortsvorsteher:innen Dagmar Frenk sowie Silvia Leuthner von der Gemeinde Schwanau baten daraufhin die Staatssekretärin um Informationen, was im Bereich Schule und Kita geplant sei. „Aktuell werden 5.586 aus der Ukraine geflüchtete Schüler:innen in Baden-Württemberg unterrichtet. Hier wird insgesamt auf das bewährte Modell von VKL- und VOBA-Klassen gesetzt. Als Unterstützung für die Lehrer:innen haben wir ein Bewerbungsportal für unterstützende Lehrkräfte wie Senioren und Student:innen eingerichtet, dort können sich auch ukrainische Lehrkräfte und Erzieher:innen melden. Dort haben sich landesweit bereits 737 Unterstützerkräfte registriert. Bei den Kitas kann am Anfang auf niederschwellige Angebote wie Spielgruppen gesetzt werden. So haben die Träger der Kindertageseinrichtungen Zeit um auf den veränderten Bedarf zu reagieren. Die Belastung in den Kitas ist hoch, daher werden die Corona bedingten Lockerungen bei den Vorgaben verlängert.“ Bürgermeister Brucker bestätigte dies: „Wir nehmen jedes neue Kind auf die Liste und vergeben die Plätze in der entsprechenden Reihenfolge.“
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg folgte ein Gespräch an der „Bärbel-Von-Ottenheim-Schule“, die eine der Starterschule im Land war. Die Schulleiterin Angelika Walter und ihre Stellvertreterin Nicole Beyer berichteten in einem Überblick über 10 erfolgreiche Jahre an der Gemeinschaftsschule. Gemeinschaftliches Wachsen steht an der Schule im Vordergrund. Der Schulsozialarbeiter Tobias Kollmer erläuterte das Leitbild der Schule „GROW“, das für „gemeinsam, respektvoll, ordentlich und wertschätzend“ steht. Ein Projekt, das in diesem Sinne erfolgreich umgesetzt wurde ist der im Februar neu eingeweihte Schulhof, der gemeinsam mit den Schüler:innen neu gestaltet wurde.
Angelika Walter betonte: „Ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Schule ist die seit 2016 gelungene Schulsozialarbeit. Tobias Kollmer leistet hier einen wichtigen Beitrag.“ Des Weiteren berichtete die Schulleitung über die Themen Berufsorientierung, Digitalisierung sowie die niederschwelligen Präventions- und Hilfsangebote der Schule. Sandra Boser MdL äußerte sich dazu positiv: „Die Gemeinschaftsschule ist ein Erfolgskonzept für Bildungsgerechtigkeit. Vielen Dank für Ihr großes Engagement. Durch die Pandemie war die Belastungssituation bei Kindern und Jugendlichen extrem hoch. Daher begrüße ich Ihre zahlreichen Hilfsangebote.“
Die Lehrerversorgung wurde von Schulelleiterin Angelika Walter angemahnt. Hierzu informierten die Staatssekretärin Sandra Boser MdL und die Schulamtsdirektorin Gabriele Weinrich. „Die Lehrerversorgung hat für uns oberste Priorität, weshalb wir mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht haben um die Versorgung zu verbessern - wir haben aber grundsätzlich das Problem, dass die notwendigen pädagogischen Fachkräfte nicht frei verfügbar sind. Daher greifen wir bspw. auf Pensionäre zurück, bieten die Möglichkeit zum Quereinstieg und erweitern bei Programmen wie Lernen mit Rückenwind den Einstieg für andere Personen. Im Bereich der Grundschulen haben wir die Stellen an den Pädagogischen Hochschulen verdoppelt. Uns ist das Problem bewusst. Ein Thema ist dabei auch die Rückkehr aus der Elternzeit.“, so Sandra Boser MdL. Gabriele Weinrich ergänzte: „Die Lehrerversorgung hat für uns oberste Priorität. Wir versuchen beim Thema Mutterschutz Anreize zu schaffen. Auch bei den Geflüchteten aus der Ukraine schalten wir immer gleich das Arbeitsamt ein, um Personen mit entsprechenden Qualifikationen einzustellen.“ (04.04.2022)