Die Grünen Wahlkreisabgeordnete Sandra Boser hatte am Donnerstag, 18.02.2021 zu ihrem Webtalk „Die Zukunft des Wohnens“ mit Chris Kühn MdB, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Susanne Bay MdL, Sprecherin für Bauen und Wohnen der Fraktion GRÜNE im Landtag von Baden-Württemberg, eingeladen.
Gerade im Hinblick auf die Zunahme des Wohnraumbedarfs, ging die Veranstaltung inhaltlich der Frage nach, wie die Zukunft des Wohnens aussehen wird. Wie kann man das gute Zusammenleben zwischen den Menschen fördern und dabei den Flächenverbrauch möglichst gering halten und die Umwelt schützen?
Wie sieht zukunftsfähiges und bezahlbares Wohnen in Baden-Württemberg aus und was wurde bisher bundes- und landesweit erreicht? Nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land ist das Thema bezahlbarer und auch barrierefreier Wohnraum inzwischen angekommen.
„Bezahlbarer und auch barrierefreier Wohnraum sind längst nicht mehr nur ein Thema in den Städten, auch bei uns in der Region stellt dies junge Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen vor die Herausforderung ein neues Zuhause zu finden“, startete Sandra Boser die Gesprächsrunde. Anschließend stieg Susanne Bay mit einem Impulsvortrag aus Sicht der Landtagsfraktion in das Thema Wohnen ein. „Seit 2016 unterstütze ich hier das Landeswohnraumförderprogramm, das auf das ganze Land ausgedehnt wurde“, informierte Susanne Bay. Davon profitieren nicht nur die großen Städte, sondern auch die kleinen Kommunen.
Entscheidend bei der Lösung des Wohnraumproblems seien laut Bay die Kommunen. „Deshalb sprechen wir mit der Wohnraumoffensive konkret die Kommunen an, zum Beispiel mit dem Grundstücksfonds.“ Mit diesem könne man auch Kommunen, die weniger finanzstark sind, dabei unterstützen für das Wohnen geeignete Flächen zu kaufen. „Das Land kauft Grundstücke. Kommunen können sie entwickeln. Wenn der Mehrwert erzielt ist, kauft die Kommune die Grundstücke zurück und das Geld fließt dann wieder in den Fonds“, so Bay. Dies sei ein zielgenaues Instrument, um Kommunen zu unterstützen.
Weiter führte Bay an, dass der Wohnraum nicht nur bezahlbar, sondern auch nachhaltig sein müsse. „Daher wurde auch die Landesbauordnung überholt und damit Hemmnisse für den Holzbau beseitigt sowie eine Holzbauoffensive gestartet. Gleichzeitig fördern wir auch den Massivbau in Nachhaltigkeit“, sagte Bay. Um auch die Energiewende und den Klimaschutz weiter voranzutreiben gibt es inzwischen auch eine PV-Pflicht, zunächst ab 2022 auf Nicht-Wohngebäuden.
Außerdem gebe es ein Kompetenzzentrum Wohnen, in dem Experten die wichtigsten Fragen beantworten. „Zum Beispiel beim Thema Konzeptvergabe. Mit dieser ist in meinen Augen eine Bebauung vor Ort möglich, die wirklich gebraucht wird“, sagte Bay und fügte an: „Bei Konzeptvergaben wird der Auftrag nicht an denjenigen erteilt, der den höchsten Preis bezahlt, sondern den Zuschlag erhält der Anbieter mit dem Konzept, das am besten zu dem vor Ort definierten Bedarf passt.“
An den Vortrag von Susanne Bay knüpfte der Bundestagsabgeordnete Chris Kühn mit einem weiteren Impulsvortrag an. „Wohnen ist im Augenblick in der Krise, 16 der 30 teuersten Städten liegen in Baden-Württemberg. Miet- und Immobilienpreise sind sehr stark angestiegen. Gerade Menschen mit geringem Einkommen können sich derzeit keine adäquate bezahlbare Wohnung leisten“, betonte der Bundestagsabgeordnete Kühn. Als einen Grund führte hier Chris Kühn, den Rückzug des Staates von der öffentlichen Aufgabe Wohnraum zu schaffen, an. Der Immobilienmarkt als Anlageform habe die Mietpreise steigen lassen.
„Die Immobilienpreise von heute sind die Mietpreise von morgen“,
hob Kühn hervor.
Im Bezug auf den Klimaschutz machte Kühn deutlich, dass 40 % aller Emissionen mit dem Bauen und dem Betreiben der Gebäude zusammenhänge und sprach sich für eine bundesweite PV-Pflicht aus.
Anschließend gab Chris einen Ausblick wie es unter Corona weitergehen werde. „Derzeit haben wir eine Wirtschaftskrise, aber keine fallenden Mietpreise. Die Spanne zwischen Einkommen und Mieten wird durch Corona weitergehen, da das Einkommen aufgrund der Corona-Pandemie weiter sinkt“, erklärte Kühn. Wichtig sei ihm hier auch eine Mietobergrenze einzuführen, um Wuchermieten wieder zu untersagen.
Nach dem Vortrag von Chris Kühn konnten die Zuschauer ihre Fragen stellen. Eine Frage drehte sich um den Konflikt Naturschutzgebiet versus Neubaugebiet. In manchen Regionen bereite es Schwierigkeiten, eine Ausgleichsfläche zu finden, da manche Orte viel Schutzgebietsflächen vorzuweisen hätten. „Innen- vor Außenentwicklung ist der Leitgedanke des Baugesetzbuches und ebenso von uns Grünen“, so Kühn.
Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, bestand Einigkeit, dass es Innenentwicklung und Aufstockung in den Städten und auf dem Land brauche. Boser ergänzte: „Gerade im Hinblick auf die Aufstockung haben unsere Gemeinden ein großes Potential um schnell Wohnraum zu schaffen.“
Der WebTalk ist online abrufbar auf dem YouTube-Kanal von Sandra Boser unter: