Sandra Boser im WebTalk mit Staatssekretär Dr. André Baumann
Der Schutz unseres Klimas und der Schutz der Artenvielfalt gehören zu den wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Daher ist gute Klimapolitik jetzt unerlässlich. Auf Einladung von Sandra Boser, Grüne Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Lahr/Kinzigtal und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion Grüne im Landtag von Baden-Württemberg sprach am Montag den 8. März der Staatssekretär im Staatsministerium und Bevollmächtigte des Landes beim Bund, Dr. André Baumann, im WebTalk über Erfolge und zukünftige Vorhaben grüner Klimapolitik, das Biodiversitätsstärkungsgesetz und den überlegten Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Handel und Verbraucher:innen.
„Schon als Kind wollte ich im Nationalpark Serengeti arbeiten. Als dann bei mir vor Ort die Streuobstwiese zerstört wurde, wurde ich Naturschützer, das war in der Grundschule.“
begann Dr. André Baumann zu Beginn des Austauschs. Im Anschluss führte er konkrete Beispiele an, wie in Baden-Württemberg der Natur-und Artenschutz erfolgreich unter der grün-geführten Landesregierung vorangebracht wurde. „Das Biodiversitätsstärkungsgesetz ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Das Gesetz ist einmalig und hat Vorbildcharakter. So muss es jetzt weitergehen. Aber es gibt auch kleine Beispiele, wo wir Erfolge erzielt haben etwa bei den Schäfern, die vor der grünen Regierungszeit nur 4,85 EUR die Stunde verdient haben und jetzt das Doppelte.“, so André Baumann.
Sandra Boser ergänzte mit Blick auf Ihren Wahlkreis: „Hier vor Ort war das Volksbegehren ‚Rettet die Bienen‘ ein Riesenthema. Da wurde eine starke Diskrepanz zwischen Landwirtschaft und Natur- und Artenschutz aufgemacht. Teilweise kam sogar die Frage auf, warum Artenschutz überhaupt wichtig sei.“ Andre Baumann verwies auf die große Bedeutung, gerade bei diesem Thema mit allen Beteiligten gemeinsame Lösungen zu finden: „Bei den Verhandlungen zum Biodiversitätsstärkungsgesetz wurde wieder klar: Es ist wichtig, sich gegenseitig gut zuzuhören. In den Verhandlungen saßen alle Betroffenen an einem Tisch und haben gemeinsam eine Lösung gefunden, wie man Naturschutz und Landwirtschaft zusammendenken kann. So kam beispielsweise heraus, dass es auch für Insekten in Siedlungen Probleme durch Schottergärten gibt und nicht alles an der Landwirtschaft hängt. Artenschutz ist wichtig, da die Verarmung von Ökosystemen dazu führt, dass diese instabil werden und zusammenbrechen. Wie bei einem Flugzeug das irgendwann abstürzt wenn man die Nieten zieht.“
Im Anschluss sprachen die beiden Grünen Politiker:innen darüber, welche Schritte es zukünftig für den Naturschutz im Land braucht und was die Politik konkret dafür tun kann: „Landwirte brauchen einen guten Preis für regionale und naturschützende Produkte. Das wird die Megaaufgabe der nächsten Jahre. Für Winfried Kretschmann ist das ein sehr wichtiges Thema, er ist der Richtige, der diese große Aufgabe meistern kann. Darüber hinaus soll ein Gesellschaftsvertrag zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Handel und Verbraucher:innen geschlossen werden mit dem Ziel: Guter Preis für gute Produkte, für Tierwohl, Naturschutz und Artenschutz. Das Problem der Landwirt:innen ist, dass 5 große Handelsketten den Preis in Baden-Württemberg diktieren. Die Bäuer:innen leiden extrem unter dem Preisdruck, das ist Ökodumping. Da muss mit den Handelsketten verhandelt werden. Natur- und Artenschutz muss man immer von Ende her denken, damit die Auflagen auch praxistauglich sind und dort ankommen wo sie gebraucht werden. Z.B. sind auch Hilfen für Bauern im Nebenerwerb oder bei der Hofübergabe wichtig.“, so André Baumann
Sandra Boser bestätigte dies: „Für mich steht der Austausch vor Ort an oberster Stelle. Daher weiß ich auch, dass etwa die Hofübergabe in meinem Wahlkreis dank der Unterstützung durch den BLHV durch das Jungbauernprogramm und Nebenerwerbsprogramm ganz gut läuft. Ein wichtiges Thema hier vor Ort ist aber der Tourismus, der für viele Landwirt:innen, gerade im Nebenerwerb, vermehrt eine Rolle spielt und durch die Pandemie hart getroffen wurde. Ich sehe außerdem noch Möglichkeiten in der Schulbildung und auch in der Stadtplanung braucht es noch bessere Ansätze für den Natur- und Artenschutz. Innerstädtisch muss da auch Grüner gedacht werden.“
Im letzten Teil des WebTalk beantworteten Andre Baumann und Sandra Boser noch eine Frage aus dem Chat. Ein Schäfer aus dem Wahlkreis erklärte, dass er zu wenig Unterstützung erfahre, wenn er sich für das Freihalten von FFH-Flächen und den Grünlandumbruch einsetze. André Baumann antwortete: „Das was sie machen, das muss der Standard werden. FFH Weideflächen kann man ohne eine Schäferei-Nutzung nicht mehr offenhalten. Gerne unterstütze ich Sie und kommen gemeinsam mit Sandra Boser nach der Pandemie zu einem Vor-Ort-Termin bei Ihnen vorbei.“