Um die aktuellen Herausforderungen des Lebensmittelhandwerks zu verstehen, besuchte auf Einladung von Sandra Boser MdL, Grünen-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Lahr und Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, der Handwerkspolitische Sprecher der Fraktion Grünen im Landtag, Martin Grath MdL, am 26. Mai 2023 die Metzgerei Decker in Hausach.
Bei einem Rundgang durch die Verkaufs- und Produktionsräume und einem anschließenden Gespräch tauschten sich die beiden Grünen Politiker:innen mit Jürgen und Armin Decker über die Themen: „Azubis aus dem Ausland“, „Berufsorientierung“ sowie „Tierwohl“ aus.
In der ältestem Metzgerei Deutschlands, die sich seit 1680 im Familienbesitz befindet, hat Jürgen Decker als Metzgermeister die Verantwortung für die Produktion. Sein Bruder Armin Decker leitet die betriebswirtschaftliche Seite im Familienbetrieb. Der Handwerkpolitische Sprecher der Fraktion Grüne im Landtag, Martin Grath, zeigte sich beeindruckt: „Ohne Handwerk geht gar nichts. Ohne Handwerk gibt es keine Nahversorgung, keine Energiewende, keine Pflege zu Hause und keinen Klimaschutz.“
Im Anschluss kam Jürgen Decker auf das Thema Azubis zu sprechen: „Aufgrund der Fachkräftesituation ist es schwierig Nachwuchs zu finden, ausländische Azubis spielen daher eine immer größere Rolle. Da haben wir oft Schwierigkeiten mit der Sprachförderung. Wir können nicht neben der Ausbildung Deutschkurse anbieten, damit die Azubis die Berufsschule bestehen. Insgesamt wünsche ich mir, dass in der Bildung mehr Werbung für das Handwerk gemacht wird. Vielen ist gar nicht klar, wie unser Beruf heutzutage aussieht. Man muss lange nicht mehr schwer tragen, was es attraktiver für Frauen macht, auch blutig wird es nur wenn es Blutwurst gibt, sonst nicht.“
Sandra Boser MdL berichtete: „Man muss schauen, dass in den Ländern vor Ort eine Sprachbildung z.B. über die Goethe-Institute stattfindet. Die Berufsorientierung im Bildungsbereich haben wir im Blick. Denn Fachkräfte fehlen in allen Bereichen. Wir sind gerade dabei verschiedene Maßnahmen für die Stärkung der Berufsbildung. z.B. die Praktikumswoche ‚5 Tage 5 Betriebe‘ für Schüler:innen zu planen. Auch muss man die Eltern erreichen: 75 % der Jugendlichen wollen die Eltern bei der Berufswahl mit einbeziehen.“ Armin Decker merkte dazu an: „Es ist ein unheimlich schöner Beruf mit dem man viele Möglichkeiten hat, z.B. kann man nach dem Meister noch studieren. Über die Verbände könnte bei der Berufsorientierung in Kooperation mit den Bildungseinrichtungen unterstützt werden.“
Martin Grath MdL ergänzte: „Das Metzgerei-Handwerk muss insgesamt attraktiv bleiben mit einem zeitgemäßen Sortiment und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft mit kurzen Wegen vom Landwirt über den Viehhändler zur Metzgerei. Dafür braucht man Profis in den Schlachthöfen und keine Aushilfskräfte.“ Jürgen Decker bestätigte dies: „Ich bin bei uns im Tierschutz- und im Kaninchenzüchterverein. Die Fleischqualität beginnt bei der Geburt und beim Umgang mit dem Tier bei der Schlachtung. Gerade als Metzger muss man auf das Tierwohl achten. Auch kaufen wir nur regional, um die Fahrtwege kurz zu halten. Tradition und Tierwohl wird bei uns gewahrt und großgeschrieben.“
„Wir brauchen aber dafür auch die Akzeptanz der Kundschaft für eine gute Qualität einen höheren Preis zu zahlen.“, so die beiden Inhaber - am Ende ist es auch eine Kundenentscheidung, wie es mit dem Handwerk weitergeht.
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